vague.

Sonntag, 14. August 2011

11. iPad.

Romane gehen nicht. Eine Langstreckengeschichte muss sich biegen lassen & einen Rücken haben & Eselsohren bekommen können & soll mir hinunterfallen dürfen, wenn mir die Augen zufallen & muss im Regen wie auf einem Sandstrand weitergelesen werden können, nicht dass ich in den letzten Jahren an einem Sandstrand gewesen wäre, aber wenn ich es gewesen wäre & will, wenn ich keinen Zettel habe, auf den Schmutztitel eine Einkaufsliste schreiben können.

Der New Yorker, Datum, Port, die New York Times, das SZ Magazin gehen sehr gut auf dem Ipad. ¶ Der New Yorker geht besser als gedruckt, er ist billiger als an deutschen Kiosken und im Abonnement lächerlich billig, er ist jeden Montag auf dem iPad und nicht erst zwei Wochen später als in New York am Kiosk, die Gedichte werden von ihren Autoren vorgelesen, die Fotografien schön präsentiert. Es gibt Anthologien, für die man als Abonnent nicht extra bezahlen muss: eine Auswahl von "Talk of the Town"-Texten, eine Sammlung von Geschichten über die Veränderungen durch die digitale Revolution, eine Sammlung von Texten über Golf. ¶ Die NYT auf dem iPad bringt halbwegs das Glück zurück, das ich auf Long Island hatte, wenn ich Samstag abends zum Deli ging, Chicken Salad, Eiscremeeimer und die Sunday Times kaufte, einen faulen Sonntag vor mir, schön, dass auch die Hochzeits-Artikel und die Obits da sind. ¶ Datum ist ein hervorragendes österreichisches Monatsmagazin, mit nichts vergleichbar, was in Deutschland erscheint, solides Nachdenken über den Stand der Welt und dennoch hedonistisch, schöne Standards, Polemiken, Essays, Reportagen, solide Typografie, gutes Papier, wenn man die gedruckten Ausgaben bekommt. In Deutschland bekam ich sie nur auf Bahnhofskiosken, dann nicht mehr, dafür jetzt auf dem iPad - geschenkt. ¶ Port ist ein Männer-Magazin, in London gemacht. Die Titelgeschichte der zweiten Ausgabe war ein Portrait des "New Yorker"-Chefredakteurs David Remnick, verfasst von Nicholson Baker, & das ist durchaus kein Ausreißer nach oben. Die erste Ausgabe bekommt man kostenlos aufs iPad. ¶ Das SZ Magazin ist eine pingelige No-Nonsense-Umsetzung des gedruckten SZM fürs iPad, nur ein wenig multimedial, wenn es sich gerade anbietet. ¶ Die iPad-Magazine, die mit dem Schnickschnack daherkommen, der auf Tablets möglich ist, interessieren mich nicht besonders, ein paar Mal habe ich "toll gemacht" gedacht, ohne besonders nachhaltig beeindruckt gewesen zu sein. ¶ Was mich irritiert: Dass alles unter Glas ist, wie in einer Lesevitrine, das kommt mir gelegentlich wie eine unpassende Auratisierung vor, dreckige schnelle ungezähmte Magazine kann ich mir auf Tablets nicht vorstellen, alles ist immer unter derselben Oberfläche versiegelt. ¶ Was mich stört: Dass man leichter vergisst, was man auf dem iPad gebunkert hat und noch lesen wollte. Gedruckte ungelesene Magazine liegen auf einem Stapel, wenn mir danach ist, fische ich mir eines heraus. Auf dem iPad muss man dagegen immer zielgerichtet navigieren, beschlossen haben, dass man jetzt die Times liest oder den New Yorker, es gibt keinen Stapel, Haufen mehr, in dem man alles mögliche finden könnte. ¶ Was mich noch mehr stört: iPads sind unangenehm privateigentumsbildend. Ich kann niemandem den letzten New Yorker schenken, ihn im Café liegenlassen, damit ihn dort ein anderer findet, ich kann die NYT nicht in der Ubahn liegenlassen, nicht einmal in der eigenen Wohnung, wo sich dann O. oder Besucher etwas herausfischen könnten. Seltsam, wenn Magazine so verschweisst sind mit dem Regal, in dem man sie ablegt, man kann sie nicht mehr kollektivieren, weil man das Regal noch benötigt.

10. In Paris.

Auf dem Hinterhof des Hauses, in dem ich jetzt schreibe, sehen die Blumen anders aus als auf den Hinterhöfen in Berlin.

Ein paar Straßen weiter gibt es einen Supermarkt, der "Super U" heißt. Gleich dachte ich: Es müsste für jeden Buchstaben einen eigenen Supermarkt geben. Hier ist übrigens eine leipogrammatische Übersetzung von Prousts "In Swanns Welt" ins Molwanische: Ljubljána, in Öö máli novóst si diata kolác.


Samstag, 13. August 2011

9. No Riot Goin' On.

  1. "There’s A Riot Goin’ On", das fünfte Album von Sly & the Family Stone. Die Familie ist schon dysfunktional, knapp vor dem Auseinanderbrechen. Larry Williams und Sly Stone haben sich verkracht, Sly Stones Bruder Freddie will lieber mit Williams weitermachen. Sly Stone selbst schaufelt sich wie verrückt Drogen rein (ist immer mit einem Geigenkasten voller Stoff unterwegs). Auf "Riot" hatte Epic lange gedrängt, in den zwei Jahren zuvor war nur eine Single erschienen, kein gutes Geschäft mit einer Band, die bei Woodstock so erfolgreich gewesen war. Doch Woodstock war kein Anfang, sondern schon ein Ende gewesen, der letzte Augenblick, in dem die Alternative Nation-Illusion funktionieren konnte, dieses Sly-Programm, dass Schwarze & Weiße, Frauen & Männer im selben Stamm, derselben Family sein können, ein Zusammenhang, in dem das Identitäre und das territorial pissing überwunden waren. [Sly selbst hat diese Idee nicht mehr aufgegeben, auf Fresh singt er zum Beispiel Doris Days "Que Sera", ohne den Text, in dem eine Frau über ihr Leben berichtet, zu verändern: "When I was a little girl, I asked my mother..."]. Black Panther hatten gefordert, die Weißbrote aus der Band zu werfen, die Weißbrote (nicht jene in der Band) bauten sich ihr schönes Mittelschichtleben auf, die Schwarzen waren im Ghetto oder durften nach Vietnam. ¶ Wenn man "There's A Riot Goin' On" anhört, fliegt einem ziemlich viel Wirklichkeit um die Ohren, Greil Marcus hat es gut beschrieben mit dem Satz, es handle sich um Muzak mit dem Finger am Abzug. Viele Overdubs, Lyrics, die man nur schwer versteht, pessimistisches Zungenreden über die Zustände in den Städten, Drogenjodeln und all so was, sehr hermetisch, löst sich nicht wirklich auf. ¶ Das sechste und letzte Stück auf der ersten Seite heißt wie das ganze Album "There's a Riot Goin' On" und hat eine Länge von 0:00. Auf Apples iTunes-Store kann man zwei Versionen dieses Stücks kaufen, die eine dauert 3, die andere 4 Sekunden. Beide kosten 99 Cents. ¶ Sly Stone lebt, der New York Post zufolge, in einem Camper & sagt, dass er Hunderte von Songs auf seinen Tonbändern hat.

Freitag, 12. August 2011

8. Statusupdate.

Jetzt schraubt sie den Deckel auf die Dose. Jetzt setzt sie sich hin und blättert in meinen Büchern. Jetzt kommt sie beim Krabbeln vorbei, um mir den Kopf auf die Schulter zu legen. Jetzt klatscht sie bei Musik. Jetzt winkt sie. Jetzt küsst sich im Spiegel, jetzt versenkt sie ihre Gummiente im Gemüsebrei. Jetzt sagt sie Neinneinnein.


Samstag, 30. Juli 2011

7. Breivik.

Der Terrorist des 21. Jahrhunderts: Stealth-Modus, Copy & Paste-Bildung durch das Internet. Lückenlose Beweisführung, Zahlenkolonnen wie bei Sarrazin, der Muslim ist ihm nicht aus Ressentiment ein Feind, sondern, weil es die Berechnung ergibt. Es sei denn, man wäre an Empathie erkrankt. Sein Manifest: eine Verhärtungsübung. Schreibt auf, wie viele Opfer nötig sind, nicht im Ungefähren, sondern exakt ausgerechnet. Es sollen nicht mehr sein, er ist kein Unmensch. Breivik, ein Selbst-Labyrinth, kein Ausgang mehr. Bei einer Party sitzt er da, flirtet mit einer Juristin und denkt währenddessen darüber nach, in welche Kategorie der Verräter sie wohl fällt, also ob sie getötet werden sollte oder nicht. Ein anderes Mal, sagt er sich.

Die Interessen wechseln während der neun Jahre währenden Niederschrift seiner Gedanken, manchmal wird auch Sommer gewesen sein & Breivik einsam. Dann sinnt er seinen Schwächen nach. Die paar Kilo, die er zuviel hat, alter Schokoholic, seine ewigen Schwächen. In Prag, oder war's Budapest, hat er zwei Mädchen gehabt, keine Lust jetzt, das nachzuschlagen, hat jedenfalls zwei Mädchen gehabt bei einem Waffenbeschaffungstrip, der schief gegangen war, obwohl er schon lange nicht mehr der One-Night-Stand-Typ ist. Überlegt sich, wie man die Konservative Revolution sexy macht, du musst attraktiv sein, nicht so ein Zausel wie bin Ladens Leute.

Lass dich fotografieren, sagt Breivik, sei sexy. Seine Art Glamour: BWL-Student.

Breivik, wie er über die Nordische Rasse nachdenkt, die Methoden, mit denen man Frauen dazu brächte, höhere Geburtenraten zuwege zu bringen. Abtreibung canceln, Bildung absenken, the works, was einem eben so einfällt. War doch gut, meint er, als die Kulturmarxisten das Geschlechtliche noch nicht so versaut hatten, die Männer sagten noch "Lady" zu den Ladies. Er ist der christliche Taliban, der auf Mum & Sis' achtgibt, im Geiste auf jeden Fall. Seine Schwester: eine Schlampe, die Mutter: Geschlechtskrankheit, bei seinem Stiefvater eingefangen, Bio-Politik.

Du musst dich bräunen, sagt er. Mach ein Fotoshooting von dir, sagt er, sieh gut aus, es ist wichtig.

Getting Things Done: Wo man reines Nikotin bekommt, wie man auf Ebay die besten wasserdichten Waffenetuis schießt. Hab ich alles ganz alleine getan, 'lleine 'lleine, konnte ja nicht reden darüber, neun Jahre lang nicht.

Meine indigenen Völker, sagt der Text.

Irgendwann werden sie sich seiner erinnern. Hat den Orden schon gestaltet, den Grabstein auch. Noch denken sie, dass ich ein krasses Arschloch bin, doch irgendwann werden sie mich entschlüsseln können. Und mir dankbar sein für die Opfer, die ich gebracht.

Die Aversionsenergie, die durch seinen Text rumort, kenne ich aus vielen anderen Zusammenhängen – so gut, dass ich irgendwann zu denken begonnen habe, vielleicht ist's besser, nicht mehr in Zusammenhängen zu sein, andere Baustelle, meine eigene Baustelle. Breivik will eine andere Umgebung haben, wenn er durch die Straßen stapft & die Welt berechnet, keine Muslims, Pakis &tc. EgoLooker.

Es ist, worum es in jedem Rassismus geht: die Visagen der anderen, die man nicht mehr haben kann und deswegen weg müssen, überall steht ein Muslim im Auge.

[Nie verstanden, dass einen andere Menschen so sehr stören, aufscheuchen, beschäftigen können.]

In Budapest sind die Girls heiß wie die Hölle, sagt er, aber dafür hat er keine Zeit. Er wird noch einmal de luxe vögeln, bevor er mit seiner Ausrottungsaktion loslegt, sagt er, hat sich dafür ein bißchen zur Seite gelegt. Als ich das las: Was, wenn er es tatsächlich getan hat? Wie kannst du das verkraften: der Entspannungsfick von Breivik gewesen zu sein, bevor er ein paar Dutzend Menschen umbrachte, um seinen Bildungsroman bekannt zu machen?

Das größte Problem, das er mit Moslems hat: Sie vermehren sich so rasend, während die nordische Rasse sich nicht fortpflanzen will. Es fehlen uns die abgetriebenen Kinder, zwei Millionen, sagt er an einer Stelle, wenn man den christlichen Fundamentalisten Glauben schenkt, alle die nie geborenen Opfer des Kulturmarxismus.

Ein Irrer, fuchteln die Muslimhasser jetzt, hat nichts mit uns zu tun. Aber man merkt: die gehören zum selben Team. Daham statt Islam, Deportationsfantasien, Territoriumsgequengel.

Heidi Klum, die Schlampe, die ihre nordischen Features, denen sie ihre Karriere verdankt, mit einem Neger versaut hat. Dagegen: nur noch betreutes Vögeln in Zukunft.

Mein Lieblingsparfüm: Chanel Platinum Egoiste.


Donnerstag, 28. Juli 2011

6. Anatomie.

Aus den Nachrufen auf Lucian Freud: Aargauer Zeitung: Der britische Maler, der mit fleischigen Aktbildern berühmt wurde ¶ Welt: Und es hat auch nicht an Verstehensversuchen gefehlt, die in all dem Räkeln, Dösen, Beinespreizen und Fleischloslassen den bösen Triumph des Körper-Es über das Bewusstseins-Ich entdecken wollten. ¶ Natürlich ist es eben keineswegs, wenn das Aktmodell Sue Tilley seine adipöse Nacktheit ohne Scham vor dem Maler ausbreitet und von ihm zum schamlos ungetümen Fleischberg verformt wird. ¶ Rheinische Post: Die Leute sprachen gern über ihn: nicht nur über seine Bilder, diese Inszenierungen menschlicher Fleischberge. ¶ Lässt man Freuds Bilder noch einmal an sich vorüberziehen, so drängen sich vor allem die fülligen Akte auf: Fleischmassen, die auf einem Sofa lagern, und Gesichter, die kaum minder als Fleischlandschaften erscheinen. ¶ Die Presse: Freud suchte das Innerste des Menschen in seinem Äußersten, im Fleisch und in der Haut. ¶ Das Material ist der Stoff der Farbe, der im nackten Fleisch sein Äquivalent findet“, formulierte ein Kunstkritiker der „FAZ“ 2002. Andere hielten sich kürzer, nannten Freud den „besessensten Maler des Fleischs“. ¶ Spiegel: Mit brutalen Aktgemälden, die fahle Fleischberge zeigen und Sexualorgane entblößen, thematisierte der Maler Lucian Freud den Verfall der körperlichen Existenz. Jetzt ist der vom Fleisch besessene Brite im Alter von 88 Jahren verstorben. ¶ Und musste nicht, wer von Lucian Freud zum Modell erkoren wurde, sich tage-, ja monatelangen Sitzungen in Freuds Atelier ausliefern, nackt, dem bohrenden Blick des Künstlers ausgesetzt, der auf der Leinwand ein Bild entstehen ließ, das Fleisch zeigte, aber tief unter die Haut reichte? ¶ Der andere Arm hängt über der Sofalehne, als müsse er die beige-braune Fleischlast auf den Polstern festhalten. ¶ Seine auf den ersten Blick brutalen Aktgemälde, die den Verfall des Fleisches und die Vergänglichkeit der körperlichen Existenz schonungslos plakatieren ¶ Freuds fahle Fleischmassen wirken wie die Antithese zu den Photoshop-Entwürfen dieser pornografisierten Sexualität. ¶ Ein nackter, aufrecht stehender Haufen aus Falten, Fleisch und Schattenwürfen in derben Arbeiterschuhen, denen die Senkel fehlen. ¶ Freuds Credo besagte, dass ein Porträtbild nicht nur aussehen sollte wie der Porträtierte, sondern so sein sollte wie dieser; möglichst lebendig, aus Fleisch und BlutZeit: Seine Porträts wirken wie ein Versuch, die Echtheit des Fleisches greifbar zu machen. ¶ FAZ: “Lucian Freuds Thema war die vom Verfall stigmatisierte Fleischlichkeit, zu der wir alle verdammt sind. ¶ Wie ein modellierender Bildhauer traktierte er mit Farben und breiten Pinselzügen das Fleisch seiner Modelle. ¶ Höchstes Ziel seiner Malerei war die Durchdringung und Einheit von Malerei und Porträt, von Malerei und Fleisch. ¶ Badische Zeitung: Auf das rohe Fleisch gezielt ¶ Ein Porträtist mit kaltem scharfem Auge, ein Aktmaler, der den Menschen auf den Nenner der Fleischlichkeit bringt. ¶ Seine fleischlichen Exzesse sind keine genüsslichen Feiern der Lust. ¶ Kein Barockmensch Rubens war er, und am Ende war bei ihm das Fleisch immer das einsame Fleisch. ¶ Tagesspiegel: Die Farben des Fleisches ¶ Immer wieder Selbstporträts gemalt, nackte Selbstporträts, der alternde Mann in groben Malerschuhen, mit müdem, hängenden Fleisch. ¶ Gesichter sind auch nur Körperteile, hat Lucian Freud gesagt, und damit begründet, warum seine Bilder den ganzen Körper so detailliert porträtieren wie andere nur Gesichter und darin Intimität und Nähe finden, nicht im Blick, aus dem man gewöhnlich den Charakter liest, sondern in den Falten und Polstern, der Weichheit des Fleisches. ¶ „Flesh drags us down“, schreibt Updike, Fleisch zieht uns hinab. ¶ Maler des Fleisches und der Schamlosigkeit, diesen Ruf hat der Maler weg, seit er Mitte der Siebziger begann, mit fettem Pinsel kräftig aufzutragen, seit er sich Modelle suchte, die dem Schönheitsideal widersprachen – den Australier Leigh Bowery, Performancekünstler und bekannteste Drag Queen Londons, der mit seiner massigen Präsenz die Leinwand zum Bersten bringt, oder, noch extremer, die Finanzbeamtin Sue Tilley, deren grotesk voluminöse Figur Freud mit leuchtender Fleischfarbe zeigt ¶ Monopol: Freud dagegen wollte, „dass meine Porträts aus Menschen bestehen, aber nicht wie Menschen aussehen. Für mich ist die Farbe die Person. Sie soll für mich funktionieren wie Fleisch" ¶ Neue Osnabrücker Zeitung: Lucian Freud hat als Maler des welken Fleisches Faszination und Schauder kühl kombiniert. ¶ Als Maler der matten Materie, als Fetischist des faltigen Fleisches hat er jedoch genau den umgekehrten Weg eingeschlagen – hin zur zynischen Feier einer dem Verfall und der Fäulnis preisgegebenen Leiblichkeit. ¶ Deutschlandradio: Klinisch grausame FleischporträtsWams: Und alles Fleisch ist Farbe ¶ In der Bibel wird nicht nur der menschliche Körper, sondern eigentlich die ganze materielle Welt "Fleisch" genannt. ¶ Von solchem tragischen "Fleisch" sind die Bilder Freuds erfüllt, nur auf den großen Aktbildern des Barock erscheint das Fleisch noch einmal so bedrängend und atemverschlagend. ¶ Und auch die Weisheit Salomos ist auf diesen Bildern präsent: dass "alles Fleisch verwelkt wie Gras" - aber bevor es austrocknet, muss es erst verfaulen. ¶ Die Substanz auf der Leinwand ist eben Schinken und kein Pappmaché wie auf so vielen Bildern seiner Zeitgenossen, die nicht einmal mehr ahnen, dass das Inkarnat, die Fleischmalerei, einmal die Königsdisziplin der Malkunst gewesen ist. ¶ Zeit: Sondern ihre dröhnende Präsenz, ihr gleichsam animalisches Dasein. Ihre Natur, ihr rosig graues, zum Dahinwelken bestimmtes Fleisch. ¶ Das, was wir sonst viel zu schnell vergessen: was es heißt, einfach nur da zu sein, aus Fleisch und Blut, hässlich, hinfällig - und sterblich.


Montag, 25. Juli 2011

Wurde geboren, älter, Schulen, Arbeitsplätze, Umzüge, das Übliche, nichts Originelles, Biografie eben. Beruf, Benchmarks: hier nicht. Hatte schon ein Weblog, als die noch in kleinen finnischen Clubs auftraten, war eine Art Notausgang, unformatiertes Parallelschreiben, das war sehr schön. Dann wurden die kleinen finnischen Clubs gestürmt, Stampeden auf der Suche nach dem nächsten heißen Scheiß, Geschäftsmodellen, Medienrevolutionen, weiß Gott was noch alles, das war ein wenig beängstigend. Geht aber wieder.

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Mittwoch, 6. Juli 2011

Dienstag, 5. Juli 2011

4. Teilen.

Keine Share-Buttons hier. Vom Teilen habe ich andere Vorstellungen als Facebook, Google+, Tumblr und Twitter.

3. Baustelle.

Das hier ist noch lange nicht fertig (abgesehen davon, dass es noch nicht einmal angefangen hat).

[In meinem Beruf habe ich Texte in Ein- und Zweiachsern, in Großraumbüros, in an Aquarien erinnernden Glaskästen, in Flugzeugen, Eisenbahnabteilen, Hotelzimmern, Kaffeehäusern geschrieben, auf Manuskriptpapier mit fünf Durchschlägen, in Schreibhefte, auf Schreibblöcke, auf Thermo-Papier, auf Windows-Rechnern, mit manischen Telefonierern am Schreibtisch gegenüber. Nie haben die Bedingungen mich gestört, immer habe ich gespurt. Und wenn das Layout der Blätter, für die ich Texte schrieb, mies war: reg dich nicht auf, lass doch, hat ja keinen Sinn. Aber kaum bekomme ich ein Weblog in die Hände, denke ich über Fonts, Navigationsleisten, Durchschüsse, Spaltenbreiten nach. Und kann nicht mehr schreiben.]

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