vague.

Samstag, 30. Juli 2011

7. Breivik.

Der Terrorist des 21. Jahrhunderts: Stealth-Modus, Copy & Paste-Bildung durch das Internet. Lückenlose Beweisführung, Zahlenkolonnen wie bei Sarrazin, der Muslim ist ihm nicht aus Ressentiment ein Feind, sondern, weil es die Berechnung ergibt. Es sei denn, man wäre an Empathie erkrankt. Sein Manifest: eine Verhärtungsübung. Schreibt auf, wie viele Opfer nötig sind, nicht im Ungefähren, sondern exakt ausgerechnet. Es sollen nicht mehr sein, er ist kein Unmensch. Breivik, ein Selbst-Labyrinth, kein Ausgang mehr. Bei einer Party sitzt er da, flirtet mit einer Juristin und denkt währenddessen darüber nach, in welche Kategorie der Verräter sie wohl fällt, also ob sie getötet werden sollte oder nicht. Ein anderes Mal, sagt er sich.

Die Interessen wechseln während der neun Jahre währenden Niederschrift seiner Gedanken, manchmal wird auch Sommer gewesen sein & Breivik einsam. Dann sinnt er seinen Schwächen nach. Die paar Kilo, die er zuviel hat, alter Schokoholic, seine ewigen Schwächen. In Prag, oder war's Budapest, hat er zwei Mädchen gehabt, keine Lust jetzt, das nachzuschlagen, hat jedenfalls zwei Mädchen gehabt bei einem Waffenbeschaffungstrip, der schief gegangen war, obwohl er schon lange nicht mehr der One-Night-Stand-Typ ist. Überlegt sich, wie man die Konservative Revolution sexy macht, du musst attraktiv sein, nicht so ein Zausel wie bin Ladens Leute.

Lass dich fotografieren, sagt Breivik, sei sexy. Seine Art Glamour: BWL-Student.

Breivik, wie er über die Nordische Rasse nachdenkt, die Methoden, mit denen man Frauen dazu brächte, höhere Geburtenraten zuwege zu bringen. Abtreibung canceln, Bildung absenken, the works, was einem eben so einfällt. War doch gut, meint er, als die Kulturmarxisten das Geschlechtliche noch nicht so versaut hatten, die Männer sagten noch "Lady" zu den Ladies. Er ist der christliche Taliban, der auf Mum & Sis' achtgibt, im Geiste auf jeden Fall. Seine Schwester: eine Schlampe, die Mutter: Geschlechtskrankheit, bei seinem Stiefvater eingefangen, Bio-Politik.

Du musst dich bräunen, sagt er. Mach ein Fotoshooting von dir, sagt er, sieh gut aus, es ist wichtig.

Getting Things Done: Wo man reines Nikotin bekommt, wie man auf Ebay die besten wasserdichten Waffenetuis schießt. Hab ich alles ganz alleine getan, 'lleine 'lleine, konnte ja nicht reden darüber, neun Jahre lang nicht.

Meine indigenen Völker, sagt der Text.

Irgendwann werden sie sich seiner erinnern. Hat den Orden schon gestaltet, den Grabstein auch. Noch denken sie, dass ich ein krasses Arschloch bin, doch irgendwann werden sie mich entschlüsseln können. Und mir dankbar sein für die Opfer, die ich gebracht.

Die Aversionsenergie, die durch seinen Text rumort, kenne ich aus vielen anderen Zusammenhängen – so gut, dass ich irgendwann zu denken begonnen habe, vielleicht ist's besser, nicht mehr in Zusammenhängen zu sein, andere Baustelle, meine eigene Baustelle. Breivik will eine andere Umgebung haben, wenn er durch die Straßen stapft & die Welt berechnet, keine Muslims, Pakis &tc. EgoLooker.

Es ist, worum es in jedem Rassismus geht: die Visagen der anderen, die man nicht mehr haben kann und deswegen weg müssen, überall steht ein Muslim im Auge.

[Nie verstanden, dass einen andere Menschen so sehr stören, aufscheuchen, beschäftigen können.]

In Budapest sind die Girls heiß wie die Hölle, sagt er, aber dafür hat er keine Zeit. Er wird noch einmal de luxe vögeln, bevor er mit seiner Ausrottungsaktion loslegt, sagt er, hat sich dafür ein bißchen zur Seite gelegt. Als ich das las: Was, wenn er es tatsächlich getan hat? Wie kannst du das verkraften: der Entspannungsfick von Breivik gewesen zu sein, bevor er ein paar Dutzend Menschen umbrachte, um seinen Bildungsroman bekannt zu machen?

Das größte Problem, das er mit Moslems hat: Sie vermehren sich so rasend, während die nordische Rasse sich nicht fortpflanzen will. Es fehlen uns die abgetriebenen Kinder, zwei Millionen, sagt er an einer Stelle, wenn man den christlichen Fundamentalisten Glauben schenkt, alle die nie geborenen Opfer des Kulturmarxismus.

Ein Irrer, fuchteln die Muslimhasser jetzt, hat nichts mit uns zu tun. Aber man merkt: die gehören zum selben Team. Daham statt Islam, Deportationsfantasien, Territoriumsgequengel.

Heidi Klum, die Schlampe, die ihre nordischen Features, denen sie ihre Karriere verdankt, mit einem Neger versaut hat. Dagegen: nur noch betreutes Vögeln in Zukunft.

Mein Lieblingsparfüm: Chanel Platinum Egoiste.

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