vague.

Montag, 30. Juli 2012

Sonntag, 29. Juli 2012

Datenschutzerklärung

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Dienstag, 24. Juli 2012

Sonntag, 22. Juli 2012

70. Muss ja.

& die Weltwissenpfleger, die, Robert Kurz und Walter Pichler sind noch nicht kalt, die Wikipediaseiten um die Todesdaten ergänzen, 


Samstag, 21. Juli 2012

69. Don’t get up gentlemen, I’m only passing through.

& dann fiel mir auf, dass ich in diesem Sommer, in dem ständig über Kinderschwänze geredet wird, nun seit 25 Jahren in Deutschland lebe, einem Land, in dem ständig Debatten erbrachen, über die Anpassung des Asylrechts, um es vor Asylmissbrauch zu schützen, über die Anpassung des Sozialsystems, um es vor Sozialhilfebetrügern zu schützen, über die Anpassung des Pazifismus, um Hufeisenpläne vereiteln zu können, über die  Steuerung der Einwanderung zur Vermeidung des Intelligenzverfalls durch Türken, über den Schutz der Freiheit, die Betreuung seiner Kinder nicht Kindertagesstätten überlassen zu müssen, über die Anpassung des Sprachgebrauchs an den Umstand, dass der Krieg in Afghanistan ein Krieg ist, über die Notwendigkeit der Sicherung der Seetransporte durch die Bekämpfung der Piraten am Horn von Afrika auch auf dem Festland, über Sinn und Unsinn des Wiederaufbaus des Berliner Stadtschlosses, über Sinn und Unsinn der Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas, über die Bekämpfung des Rassismus durch Lichter- und Menschenketten, über die Überstrapazierung der Geduld der Bürger durch den ungebremsten Zuzug von Ausländern, deren Massierung die Ausländerfeindlichkeit erst hervorruft, über die Unschuld eines fröhlichen Nationalismus, der sich dem Bedürfnis ergibt, bei der Nationalhymne mitzusingen wie Angehörige anderer Natronen auch, über die Notwendigkeit der Renaissance der von den Alt68ern als Sekundärtugenden verhöhnten Tugenden, um die Zukunft in einer glabulisierten Welt meistern zu können, über den Wert der Dasziplin, die Nötigkeit, Killerspiele zu ächten, die Erforderung, die Illusionen eines stetigen Lebens in der Welt des Wundels zu begraben und mobil auf die sich verendeten Umstände zu reagieren, Lohndisziplin und Ruzückhaltung zu üben, um den Standort nicht weiter zu gefährden, die muslimische Frau von den Ketten des Kopftuchs zu befreien, von einem falsch verstandenen Radikalfamunismus der Generation Schwarzer endlich Abschied zu nehmen, die Sicherung des grandgesitzlichen Vorzugs der Familie im christlichen Sinn zu verpflachten und den Gleichgeschlachtlichen deswegen über die Einrichtung einer eingetragenen Lebenspartnaschaft hinaus keine weiteren Konzessionen zu machen sowie den Krativen aufzufordern, endlich den Reellitäten der Internetepoch ins Auge zu sehen und sich neue Gelderwerbsquellen zu suchen, wie Tshirtverkauf, Welttourneen, Krautfanding und Egomarketing. 

Zum Beispiel. 

& ich dachte: Ist ja'n Ding.


Freitag, 13. Juli 2012

Mittwoch, 11. Juli 2012

67. Das griechische Experiment.

1. Yeah.
¶ It sounds as if she's essentially saying to the Greeks and others in Europe, you've had a nice time and now it's payback time. "That's right." She nods calmly. "Yeah." [25.5.2012, Guardian]

2. 2012 ist das neue 1978.
¶ Zwischen 400.000 und 500.000 der insgesamt zwei Millionen Festangestellten von privaten Unternehmen haben nach Angaben der griechischen Arbeitsmarktaufsicht seit drei und mehr Monaten keine Löhne bekommen.[5.6.2012, Wall Street Journal]      ¶ Das Tarifvertragsrecht wurde in Griechenland jetzt auf Weisung der internationalen Gläubiger suspendiert: per Gesetz werden alle Löhne und Gehälter so lange auf dem gegenwärtigen Niveau eingefroren, bis die Arbeitslosenquote unter zehn Prozent sinkt. Experten sagen: das kann mehr als ein Jahrzehnt dauern. [21.2.2012, derwesten.de]      ¶ Selbst die nominale Summe aller Arbeitnehmerentgelte sank um -15,5% zum Vorjahresquartal, auf 14,140 Mrd. Euro! Nominal dürfte geschätzt die Summe aller Arbeitnehmerentgelte für das Gesamtjahr 2012 unter 65 Mrd. Euro liegen. Der Anteil der nominalen Arbeitnehmerentgelte am ebenfalls schrumpfenden nominalen BIP in Griechenland erzielte in Q1 2012 ein neues Tief, mit beschämenden 29,96%. Zum Vergleich, im 1. Quartal 2012 betrug in Deutschland der Anteil der nominalen Arbeitnehmerentgelte am nominalen BIP vergleichsweise satte 49,49 %, und dies obwohl nun auch Deutschland mit seinem ausgeprägten Niedriglohnsektor und vielen prekären Beschäftigungsverhältnissen kein Arbeitnehmerparadies ist. Jede Volkswirtschaft der Welt würde in eine schwere Depression fallen, wenn die realen Arbeitnehmerentgelte um -31,05% in nur 8 Quartalen sinken würden. Diese Dimension hat nichts mit einer Anpassung der Arbeitnehmerentgelte an die Leistungskraft des Lande zu tun, denn die Leistungskraft fällt im Zuge dieser Rosskur mit. [9.6.2012, Querschüsse]      ¶ Alle bisherigen Lohnsenkungen führten keineswegs in die postulierte Wettbewerbsfähigkeit, sondern an den Rand des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruchs. Die erzielte Bruttowertschöpfung der Industrie verlor nicht nur weiter an Boden, noch schlimmer, der Output, die Menge der hergestellten Waren und Güter in Griechenland liegt aktuell auf einem Niveau von Mitte 1978! [9.6.2012, Querschüsse]

3. Auf dem richtigen Weg.
¶ Die Arbeitslosigkeit in Griechenland ist wegen der schweren Wirtschaftskrise auf ein Rekordhoch gestiegen. Die Arbeitslosenquote kletterte im ersten Quartal auf 22,6 Prozent, wie das Statistikamt am Donnerstag in Athen mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Einführung der Statistik 1998. Ende des letzten Jahres hatte die Quote noch bei 20,7 Prozent gelegen, Anfang 2011 erst bei 15,9 Prozent. [14.6.2012, NZZ]    ¶ Weil die Arbeitslosenhilfe an den Mindestlohn gekoppelt ist, sinkt sie von 461 auf 360 Euro. Sie wird maximal ein Jahr lang gezahlt. Danach ist Schluss. Nach und nach werden deshalb im Laufe dieses Jahres jene mehr als 250.000 Griechinnen und Griechen, die im vergangenen Jahr ihre Jobs verloren, aus der Arbeitslosenhilfe herausfallen. [21.2.2012, derwesten.de]

4. Energiewende.
¶ Der Heizölpreis stieg seit dem Vorkrisenherbst 2009 bis Herbst 2011, als die Tanks für diesen Winter befüllt wurden, im Schnitt um 75 Prozent. Also wird weniger geheizt, manche setzen mehr auf Brennholz. Experten rechnen mit dramatischen Folgen: 30 Prozent der ohnehin kärglichen Waldfläche könnten im Winter im Kamin landen. [15.2.2012, Neues Deutschland]      ¶ Die Forderungen der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft PPC sind auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen, der Bankrott wurde nur dank einer Finanzspritze des Staates in Höhe von 350 Millionen Euro vorläufig abgewendet. Die Elektrizitätsgesellschaft musste aber bereits ihre Gaskraftwerke abschalten, weil sie das Gas nicht mehr zahlen kann. [10.6.2012, NZZ]      ¶ Im April 2012 sank die Elektrizitätserzeugung auf den tiefsten Stand seit Beginn der Datenreihe mit schlappen 61,92 Indexpunkten. Zum Allzeithoch im Juli 2007 mit 123,19 Indexpunkten beträgt der Einbruch fulminante -49,74%. Selbst zum monatlichen Durchschnitt von Januar 1995 bis Dezember 2010 mit 89,69 Indexpunkten betrug der Einbruch noch -30,96%. [7.7.2012, Querschüsse]      ¶ Die Steuer wird mit der Stromrechnung eingezogen. Im Dezember kam die erste Rate, jetzt die zweite. Wer nicht zahlt, dem lässt der Finanzminister den Strom abdrehen. [21.2.2012, derwesten.de]    ¶ A 45-year-old man was hit by 20,000 Volts as he tried to reconnect electricity for his home, after Greek Public Power Company (DEH) cut the supply due to unpaid debts. “I’m going to get what belongs to me” the man told his stunned neighbors before climbing high  the PPC column to reconnect the power supply to his home. However the desperate man touched the electricity cable with bare hands. 20,000 volts of electricity penetrated his body, while his trousers got fire. The man is hospitalized in critical condition. [24.5.2012, Keep Talking Greece]

5. Stärkung des privaten Sektors.
¶ Die Lage hat sich so verschärft, dass manche Familien die Großeltern aus den Altenheimen nach Hause holen, um die Heimkosten von 300 bis 400 Euro pro Monat zu sparen. [9.12.2011, Le monde diplomatique]       ¶ Doch es scheint, als schweiße die Krise auch viele Familien zusammen, denn die Zahl der Ehescheidungen, die in den vergangenen Jahren ständig anstieg, geht jetzt deutlich zurück. Das Standesamt in der Hauptstadt Athen meldet seit 2010 einen Rückgang der Scheidungen um 25 Prozent. Selbst wenn eine Ehe zerrüttet ist, bleiben die Partner jetzt häufiger zusammen – weil sie die mit einer Scheidung verbundenen Kosten für getrennte Haushalte vermeiden wollen. [27.4.2011, Frankfurter Rundschau]      ¶ The economic crisis in Greece has apparently hit the divorce rate, which has marked a large decline due to the financial cost of a legal separation. According to figures from the Athens registry service, divorces have declined by 25 percent in recent years. More specifically, from a total of 1,579 divorces registered in Athens in 2006, the number started to decline in 2009, after the start of the economic crisis, falling to 1,149 in 2010. Meanwhile, the Hellenic Statistical Authority (ELSTAT) has recorded a drop in marriages as well, which fell from 63,997 in 1995 nationwide to 59,512 in 2009. The ratio of marriages per 1,000 residents fell to 5.3 in 2009 from 7.3 in 1980 and from 9.0 in 1960. Also, 41.9 percent of couples prefer civil weddings from just 10.5 percent in 1995. [19.7.2011, Greekreporter.com]      ¶ As jobs become harder to get and the domestic responsibilities pile up, might the crisis cause more young women to ditch thoughts of a career in favour of becoming full-time carers and mothers? Stella Kasdagli, deputy editor of Cosmopolitan Greece and co-founder of Women on Top, a new project designed to connect women with female mentors in their professional field, thinks some women are being tempted down that path when struggling to know or get what they want from work. "There's a sort of going back in time," she says. "It's now … sold as a kind of revelation: 'I don't have to work in order to be happy; I can have a baby instead!' Which is just a way justifying women's bewilderment [in the workforce]."[15.6.2012, Guardian]

6. Freie Fahrt.
¶ In diesem Jahr zogen 250 000 Menschen einen Wagen aus dem Verkehr, um Geld zu sparen. 2010 waren es nach Angaben des Verkehrsministeriums schon 170 000 Pkw. Vor den zuständigen Behörden stehen die Autobesitzer vor allem zum Jahresende Schlange. [29.12.2011, Focus]      ¶ Am härtesten scheint der Automarkt getroffen zu sein, die Neuzulassungen sind auf das Niveau der siebziger Jahre zurückgefallen. Im Jahre 2011 wurden in Griechenland 107 737 Autos verkauft. Bei gut 10 000 handelt es sich um aus dem Ausland importierte Gebrauchtwagen. Die Anzahl der registrierten Neuwagen fiel unter die 100 000-Grenze. Noch 2009 – kein besonders ertragreiches Autojahr – wurden 244 539 Autos abgesetzt (davon etwa 220 000 Neuwagen). Der Markt ist in den letzten drei Jahren um über 70% geschrumpft. Ein Drittel der einst 95 000 Beschäftigten im Autoverkauf, in der Reparatur und im Zubehörhandel ist bereits arbeitslos. Dutzende von Autohandelsunternehmen haben bereits Konkurs angemeldet.Nicht nur der Absatz von Autos leidet unter den Folgen der Rezession. Der Anstieg der Kraftfahrzeugsteuer hat die Griechen dazu bewogen, in den letzten zwei Jahren über 360 000 Fahrzeuge abzumelden. Bedingt auch durch die höheren Benzinpreise fahren die Griechen deutlich weniger Auto. Die Staus, die einst zum Alltag der griechischen Hauptstadt gehört hatten, bilden sich nur noch bei Demonstrationen. [3.4.2012, NZZ]      ¶ An indication of the drop in cars on the roads is the fact that the average traffic speed has increased by 11%. [11.3.2012, ANSA]

7. Bekämpfung des Übergewichts bei Kindern.
¶ A new report released by the Greek branch of the United Nations Children’s Fund (Unicef), suggests children are among those hardest hit by the economic crisis. According to the report, a growing number of parents with young children are struggling to make ends meet. As many as 439,000 children across the country live in households with incomes below the poverty level (470 euros per month).  Twenty percent of these households cannot afford to cook a meal with chicken, meat or fish. The toll this is taking on children is clear to the teachers, who warn that incidents of children coming to school hungry are on the rise. Meanwhile, another 20 percent of these struggling households are headed by a single parent. As regards living conditions, 37 percent of these families reside in homes that lack heating and 27 percent in homes that are damp and moldy. The country’s ombudsman recently announced that as many as 100,000 children in Greece are now working in order to contribute to the family income. [9.4.2012, The Pappas Post]      ¶ According to a Unicef report on childhood in Greece, there are more than 400 thousand of children living below the poverty line. They represent almost a quarter of all children. One third of poor families are single parent. Greece has the highest percentage of children suffering from malnutrition in OECD countries. [8.4.2012, The Ethical Economist]      ¶ Primary school teachers union from the districts of Ampelokipi-Erythros-Polygonon close to the centre of athens  issued a horrifying statement about the economic situation of the pupils. There are cases of children fainting during the classes due to starvation, the teachers state. Speaking to news portal NewsIt, teacher Dimitris Margiolis confirmed not only the shocking news adding that children go to school with holes in their shoes: “Recently we learned that even during the last spring, pupils in a secondary school in the Kypseli district fainted and the doctor diagnosed ‘starvation’. We see children coming to school with holes in their shoes. They have to proper shoes for the gymnastic classes. In school canteens the number of pupils buying something decreases day by day. Some pay on credit”. [13.10.2011, Keep Talking Greece]      ¶ Da immer öfter Kinder wegen Mangelernährung im Unterricht ohnmächtig werden, sollen die Lehrer Listen erstellen, damit all diese Kinder in der Kantine umsonst zu essen bekommen. [18.2.2012, SZ]      ¶ In den griechischen Schulen erleiden immer häufiger Kinder Schwächeanfälle, weil die Eltern kein Geld für Essen haben.  „Die Kinder kommen hier oftmals mit leeren Magen an. Sie haben oftmals noch nicht einmal ein Glas Milch getrunken, so der Grundschullehrer Nikos Papaspirou im arte Journal. Die Lehrer bitten bereits die Bäcker der Umgebung um Brotspenden und die Eltern um Marmelade. Daraus bereiten dann die Lehrer den Kindern ein Frühstück zu. [27.2.2012, Mindener Rundschau]      ¶ The eight-year old boy had been eating just plain pasta cooked in pure water for the last days. That was the only meal the family could afford to offer its kids. The father without job, the mother working only a couple of days per month. On Thursday noon, the boy collapsed in front of the eyes of his horrified mother. “I want some bread with marmalade” the boy told her, the next minute it was laying on the ground, local news portal CretePlus reports from Iraklio. [15.6.2012, Keep Talking Greece]      ¶ Selbst 200 Fälle von unterernährten Babys sollen inzwischen gemeldet worden sein. Bei Einbrüchen gehe es immer häufiger darum, Nahrungsmittel zu erbeuten. Über Nacht sollen sogar ganze Obstplantagen abgeerntet worden sein.[6.2.2012, RP Online]      ¶ 2009, am Anfang der Krise, mussten die SOS-Kinderdörfer in Griechenland rund 350 Fälle von in Not geratenen Familien bearbeiten. 2011, auf dem vorläufigen Höhepunkt, waren es etwa 700. [13.2.2012, Spiegel]      ¶ Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer in Griechenland fanden kürzlich ein Kleinkind mit folgendem Hinweis: „Ich komme nicht zurück, um Anna zu holen. Ich habe kein Geld, ich kann sie nicht aufziehen. Es tut mir Leid. Ihre Mutter.“ Die SOS-Kinderdörfer erleben nach einem Bericht der britischen Zeitung „The Guardian“ einen nie dagewesenen Run auf ihre Einrichtungen. Der Grund: Den Griechen fehlt zunehmend das Geld für ihre Kinder. [29.12.2011, Focus]      ¶ Viele Kinder werden derzeit ins Kinderheim gegeben oder im Kindergarten „vergessen“. Wie Kliniken melden, werden Neugeborene vielfach vor den Krankenhäusern abgelegt oder in Müllhalden gefunden. [6.4.2012, DMN ]

8. Lichtnahrung.
¶ Nach Berechnungen der EU-Statistikbehörde Eurostat leben in Griechenland bereits knapp 28 Prozent der 18- bis 64-Jährigen an der oder unter der Armutsgrenze. Was das bedeutet, ist auf den Straßen Athens zu besichtigen. Immer häufiger begegnet man Menschen, die in Mülltonnen nach Verwertbarem wühlen oder Abends, wenn die Supermärkte schließen, die Abfallbehälter vor den Geschäften nach weggeworfenen Nahrungsmitteln durchsuchen. 250 000 Menschen werden Tag für Tag allein in den Armenspeisungen der orthodoxen Kirche verköstigt. [21.2.2012, derwesten.de]      ¶ "Gemeinsam können wir es schaffen": Unter diesem Motto wird in den griechischen Supermärkten zu Lebensmittelspenden aufgerufen, eine Aktion des Rundfunksenders Skai. Neben den Kassen stehen Behälter, in denen jene, die noch genug haben, Konserven oder Olivenöl, Kartoffeln, Nudeln oder Reis für die Armenspeisungen hinterlassen können. [1.3.2012, Handelsblatt]      ¶ "Die Rezepte des Hungers" - so heißt ein Buch, das sich in Griechenland zum Bestseller zu entwickeln beginnt. Geschrieben hat das Buch die Historikerin Eleni Nikolaidou. "Die Idee kam mir, als ich zufällig in einer Zeitung aus den Kriegsjahren auf die Überschrift ‚So sammelt man Brotkrumen' stieß", erzählt die Autorin. 18 Monate lang sichtete Nikolaidou in den Archiven griechische Zeitungen aus den Jahren 1941-44, der Zeit der deutschen Besatzung. [1.3.2012, Handelsblatt]      ¶ Immer wieder hört man von Leuten, die jetzt Bienen, Schafe, Schnecken oder Seeigel züchten, Urban Gardening und Kooperativen sind groß im Kommen, viele ziehen ins Dorf ihrer Eltern oder auf die Insel zurück, auf der sie von den Großeltern zwei Hektar Brachland geerbt haben. Viele sagen, sie würden damit auch zu ihren Wurzeln zurückkehren, Griechenland sei immer ein Land der Bauern gewesen. Ein Nebenaspekt dieses kollektiven Trends zum Selbstversorgertum: Es riecht in den Städten immer wieder nach Feuer, Ruß, verbranntem Holz: Viele Menschen haben kleine Öfen gekauft, weil sie sich Öl- oder Stromheizung nicht mehr leisten können. Die Forstvereinigung schlägt Alarm, dem Land drohe der Kahlschlag. [18.2.2012, SZ]      ¶ However a weird thing has happened since the crisis started: While salaries and pensions were cut at a level of approximately of 40%, the prices for basic food items have increased. Bread went up 4%, meat 2%, milk and diary products 4%, fish 6.5%. [11.1.2012, Keep Talking Greece]      ¶ "Wir sind mit einer humanitären Krise konfrontiert - hier, im eigenen Land", sagt der Arzt Kanakis. Während des Irak-Krieges schickte seine Organisation 150 Lastwagen mit Hilfsgütern nach Bagdad. Vergangenes Jahr noch hat sie sechs Container mit Nahrungsmitteln nach Uganda verschifft. "Jetzt brauchen wir alle Lebensmittel hier", sagt Kanakis. [1.3.2012, Handelsblatt]      ¶ Numerous soup kitchens of the church will close for the summer, leaving thousands of people in need without food, according to an article published in the Eleftheros Typos daily. Six out of ten metropolises in Attica will cease to give out food from July to September because the volunteer cooks will be away on holidays. The Metropolis of Thessaloniki will also close its kitchens for two months. According to the paper, the majority of people eating at soup kitchens are not immigrants, as used to be the case until last year. Now three out of four are Greek. [2.7.2012, Athens News]

9. Animal Liberation Front, Greek section.
¶ Hundreds of dogs of all ages and breeds are being picked up by such groups after being found tied to benches, trees and lampposts, obviously abandoned by owners who feel they can no longer afford to feed and care for them. “The situation is completely out of control,” according to Christiana Kalogeropoulou of nonprofit group Stray.gr. [3.1.2012, ekathimerini.com]

10. Bildungsoffensive.
¶ Jeder zehnte Obdachlose hat einen Hochschulabschluss, Tendenz steigend, schließlich können längst Tausende Akademiker ihre Miete nicht mehr bezahlen. [18.2.2012, SZ]

11. Mobilisierung der Selbstheilungskräfte.
¶ 30 Prozent der Griechen haben keine Krankenversicherung mehr. Den Krankenhäusern wurde das Budget um 40 Prozent gekürzt, in manchen Kliniken fehlen sogar Handschuhe und Spritzen. [18.2.2012, SZ]      ¶ Wie sehr eine Wirtschaftskrise der Bevölkerung zusetzen kann, haben jetzt Forscher um den Gesundheitssoziologen David Stuckler von der University of Cambridge anhand der Finanzkrise in Griechenland. analysiert. Im Medizinjournal "The Lancet" stellen sie ihre Ergebnisse vor: Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten ihren Gesundheitsstatus als "schlecht" oder "sehr schlecht" betrachten, ist 2009 im Vergleich zu 2007 um 14 Prozent gestiegen. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen einen Arzt aufsuchen, im selben Zeitraum um 15 Prozent gesunken. Dass 2009 weniger Kranke einen Arzt aufgesucht haben, liege nicht daran, dass die Griechen sich keine Arztbesuche mehr leisten könnten, so die Forscher. Die Leistungen des staatlichen Gesundheitsdienstes sind für jeden Versicherten kostenlos. Auswirken würden sich vielmehr die Kürzungen im Gesundheitswesen um bis zu 40 Prozent. Weniger Personal in den Krankenhäusern, längere Wartezeiten und eine schlechtere Medikamentenversorgung seien ausschlaggebend dafür, dass immer weniger Kranke sich in die Hände von Medizinern begeben würden. [10.10.2011, Spiegel]      ¶ Vitamine und Antibiotika verkaufen sich deutlich weniger. Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen und Mammographien werden bis auf weiteres verschoben, ebenso wie Gallenoperationen. [1.6.2011, To Vima]      ¶  Gemäß den in einer Studie von Kentikelenis et al. behandelten Nachweisen steigerte die Krise die Anzahl Personen, die angaben, nicht einen Arzt oder Zahnarzt aufgesucht zu haben, obwohl sie dies eigentlich für nötig hielten. [9.12.2011, Internationale Vereinigung für soziale Sicherheit]      ¶ Nine in ten Greeks have economic difficulties to buy their medication, while 70% say their income is not enough for the purchase of all the medicine they need. Furthermore, 59.5% did not proceed to labour tests as advised by their physicians due to economic problems. [25.4.2012, Keep Talking Greece]      ¶ Laut Medienberichten weigern sich mehrere Apotheker, Medikamente an schwerkranke Patienten auszugeben, wenn diese die Rechnung nicht sofort begleichen. Betroffen seien vor allem Krebspatienten. Ab Dienstag sollen zudem sechs grosse Spitäler nicht mehr mit Spritzen und anderen Materialien beliefert werden. [3.6.2012, NZZ]      ¶ In staatlichen Krankenhäusern stehen in engen Fünfbettzimmern schon elf Betten, da sich kaum noch jemand den Aufenthalt in einer Privatklinik mehr leisten kann. [15.2.2012, Neues Deutschland]      ¶ Von den 1.150 Beschäftigten – Ärzte einschließlich – hat für dieses Jahr noch keiner sein Gehalt bekommen, nicht einmal für einen einzigen Monat. Ende Mai erhielten die Mitarbeiter die Schlusszahlung für das vergangene Jahr. Das Krankenhaus gehört dem griechischen Roten Kreuz und steht auch bei seinen Banken und Lieferanten in der Kreide – mit mehr als zehn Millionen Euro. Doch das Krankenhaus ist selbst nur ein Opfer: Die griechische Regierung schuldet der Einrichtung mindestens 20 Millionen Euro. „Der einzige Grund, warum das Krankenhaus noch geöffnet ist", sagt Anthony Rapp, „das sind die Mitarbeiter, die den Betrieb am Laufen halten." Rapp ist ehemaliger Manager von Krankenhäusern der US-Luftwaffe und arbeitet jetzt in der Verwaltung des Henry Dunant Hospital, um die Einrichtung zu erhalten. [5.6.2012, Wall Street Journal]      ¶ On the island of Leros in the Dodeccanese, the governor of a psychiatric hospital has in the past two weeks found himself having to plead with suppliers to keep bringing food, despite an almost complete inability to pay them. Yiannis Antartis's suppliers stopped for a week, after which he found enough money to pay them each €15,000 (£12,000) – enough to encourage them to restart but far from enough to cover the hospital's total debts to them of €1.25m. Now, Antartis believes he has about a month to find money to pay off the debts and protect its 400 patients, who have a range of mental illnesses, from depression to dementia and schizophrenia. [12.6.2012, Guardian]

12. Institutionalisierung der Gastfreundschaft.
¶ Griechenland will bis zum Jahr 2014 Anhaltelager für 30.000 Flüchtlinge einrichten. Damit würden in Griechenland mehr als doppelt so viele Flüchtlinge festgehalten werden, als es Gefängnisinsassen gibt. Die Flüchtlinge sollen in leerstehenden Kasernen untergebracht werden. Die Kosten für den Ausbau der Lager wird die EU übernehmen. Sie hat eine Unterstützung des Projekt von 250 Millionen Euro zugesagt. Die Anhaltelager wurden offiziell als „geschlossene Gastfreundschafts-Zentren“ vorgestellt.[26.3.2012, DMN ]      ¶ The government has announced plans to build a network of 30 "closed hospitality" centers around the country, to enable authorities to clear streets and police cells and ensure proper screening takes place. It also wants to pass a law "to enable the detention of foreigners, whether they seek political asylum or not, if they pose a risk to public health." [4.4.2012, Capital.gr]      ¶ Under the programme migrants would be "given hospitality" in the centres before being "immediately asked to return home", Chrysohoidis added. [29.3.201, Guardian]      ¶ In Amygdaleza sollen an diesem Wochenende die ersten Migranten ohne Papiere in ein Internierungslager gleich neben der Polizeischule gebracht werden. Von diesen Zentren sollen landesweit 30 entstehen. Damit werde die Frage der illegalen Einwanderung gelöst, sagte Bürgerschutzminister Chryssochoidis (Pasok) am Freitag am Fernsehen. Die Polizei und das Griechische Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (Keelpno) hatten am Donnerstag damit begonnen, Razzien in drei Mietshäusern im Zentrum Athens durchzuführen, in denen sie Migranten ohne Papiere vermuteten. Die Polizei hat die Bevölkerung aufgerufen, Fälle zu melden, in denen Ausländer in grosser Anzahl in einer Wohnung leben. Mehrere Personen wurden am Donnerstag festgenommen und medizinisch untersucht. Laut Keelpno wurden bei keiner ernsthafte Gesundheitsprobleme festgestellt. Minister Chryssochoidis schürt jedoch weiter Ängste vor Infektionen, die von Migranten ausgingen. In Amygdaleza wächst denn unter den Einheimischen auch die Angst. Eine Buchhändlerin sagt: «Wir wissen ja nicht, ob sie untersucht sind und zu welchen Bedingungen sie hier untergebracht werden.» Ein Polizist habe ihr erzählt, dass die Migranten in Containern in nur fünf Metern Abstand zu den Räumlichkeiten der Polizeischüler untergebracht werden sollten. Der junge Polizist habe Angst, dass er sich durch Mücken, die erst einen Migranten stächen und danach ihn, mit Krankheiten infizieren könnte. [27.4.2012, NZZ]      ¶ Einer, der mit der Lage der Ausländer in Griechenland ebenfalls bestens vertraut ist, ist Ahmed Moawia. Er ist Leiter des griechischen Ausländerforums. Laut seinen Schätzungen sind etwa 50 Prozent der Polen, die zur Arbeit nach Griechenland kamen, wieder in ihrer Heimat. Auch Bürger aus Balkanländern, überwiegend aus Albanien, kehrten immer öfter zurück: «Sogar Nigerianer haben jetzt bessere Chancen auf Arbeit in ihrem Heimatland als in Griechenland.» [2.3.2012, NZZ]      ¶ His friend Salah Muhamed, a Kurdish teacher who fled the "hell" of Syria six months ago, did not mince his words. "In Syria, we will be killed by guns," he said. "Here, we will be killed by the economy." For the past six months, this state-funded centre for asylum seekers has received no funding from the state. Its 25 staff members have not been paid since January. Due to its debts, the centre has "huge problems" with suppliers, and, as of two weeks ago, the usual food deliveries have stopped. Some of the 225 residents thought the staff had gone on strike over pay but, as director Vasilis Lyritzis explained, they could simply not go on. "We just stopped cooking because we didn't have anything to cook," he said. "The moment that we have food, we cook again." [12.6.2012, Guardian]      ¶ The Greek centrist daily TO VIMA isreporting that from last September till this June there have been something like thirty unsolved disappearances in the  sans-papiers (undocumented) immigrant community in Greece. This is one disappearance every week. [9.6.2012, Anti]

13. Förderung der Eigeninitiative.
¶ Vor der Krise wies Griechenland eine der tiefsten Suizidraten Europas auf. Einige Psychiater sagen, die Wirtschaftskrise habe die Anzahl der bei ihnen Hilfe suchenden Patienten um 25 bis 30 Prozent ansteigen lassen. Suizide nahmen 2009 verglichen mit 2007 um 17 Prozent zu und inoffizielle, im Parlament genannte Zahlen für 2010 sprechen von einem Zuwachs von 25 Prozent gegenüber 2009. Der griechische Gesundheitsminister berichtete von einer Zunahme von 40 Prozent im ersten Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gemäß der nationalen Suizid-Helpline sahen sich 25 Prozent der Anrufer 2011 finanziellen Problemen gegenüber. [9.12.2011, Internationale Vereinigung für soziale Sicherheit]      ¶ Seit Beginn der Krise im Jahr 2007 sind die Selbstmordraten in Ländern wie Griechenland oder Italien dramatisch gestiegen. Die genauen Zahlen sind schwer zu erfassen, weil die offiziellen Statistiken oft hinterherhinken und viele Selbstmorde aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht als solche deklariert werden. Auch die Kirchen wollen das Thema meist lieber geheim halten. Trotzdem gibt es Anhaltspunkte. In Griechenland soll die Zahl der Selbstmorde laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters in den vergangenen beiden Jahren um 40 Prozent gestiegen sein. Die ZeitungTa Nea berichtete, 2011 seien offiziell 450 Fälle gezählt worden.[15.4.2012, Spiegel]      ¶ It was 8 o’clock in the morning on Thursday morning, when neighbors at Metaxourgio district of Athens heard a hollow noise. Then silence. And then screaming. By curious neighbors who had come outside to see what the noise was. A 90-year-old woman was laying on the next to her 60-year-old son. Mother and son had committed suicide from the 6th floor of a multi-storey building they were living in. They both died immediately. It hasn’t been clear whether the son pushed his mother to death. But it looks most likely as the woman was an Alzheimer patient. [24.5.2012, Keep Talking Greece]

14. Hoffnungsschimmer
¶ Im Vergleich zum Zeitraum 2002-2006 hat das Volumen der Rüstungsgeschäfte in den vergangenen fünf Jahren um 24 Prozent zugenommen. Auf die beiden grössten Rüstungsexporteure USA (30 Prozent) und Russland (24) entfällt mehr als die Hälfte der weltweiten Waffenlieferungen.Dies teilt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag mit. Auf Platz drei folge Deutschland mit neun Prozent. Die Bundesrepublik exportierte laut Sipri unter anderem U-Boote und Fregatten. Die wichtigsten Absatzmärkte seien Griechenland, Südkorea und Südafrika gewesen. An vierter Stelle stehe Frankreich (8 Prozent), an fünfter Grossbritannien (4). [19.3.2012, NZZ]
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	<center><b>15. Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.</b></center>

¶ Insgesamt sind in der Zeitspanne zwischen 2000 und 2010 rund 500.000 hochqualifizierte Migranten nach Deutschland ausgewandert, so die OECD in ihrem Migrationsausblick 2012. Im zweiten Halbjahr 2011 stieg in Deutschland vor allem die Zuwanderung aus Griechenland und Spanien. So kamen 15.000 Griechen und 13.000 Spanier in dieser Zeit nach Deutschland. Das ist ein Zuwachs aus diesen beiden Ländern um 6.000 Menschen.[27.6.2012, DMN]      ¶ The prime minister said Britain is prepared to take measures to avoid a major influx of Greek citizens. "I would be prepared to do whatever it takes to keep our country safe, to keep our banking system strong, to keep our economy robust. At the end of the day, as prime minister, that is your first and foremost duty." [3.6.2012, Guardian]

16. Anschlussverwendung.
¶ Kürzlich schrieb die OTE 700 Stellen für Telefonisten aus. Es bewarben sich über 32 000 junge Leute, die meisten von ihnen hatten einen Universitätsabschluss. [30.1.2012, NZZ]

17. Ach komm, das hat doch keinen Sinn mehr.
¶ In particular, they bitterly resent the fact that it is a German who is leading the call for measures of austerity, and that it is the German tabloid press which pours scorn on ‘idle’ Greeks who supposedly think of little else but early retirement on a fat pension, when any Greek over the age of seventy will have lived through not only stratospheric hyperinflation but one of the worst famines in the modern history of Europe – a famine that was the direct consequence of the wartime occupation. Some, as children, will have had their growth permanently stunted by inadequate nutrition. [5.7.2012, London Review of Books]

Freitag, 6. Juli 2012

66. Der letzte schöne Sommer.

  1. nicht mehr als ein paar Sekunden, der "Spiegel" rekonstruierte sie ein Vierteljahr später in einer Titelgeschichte mit einem Autorencredit, der 25 Namen lang war, es kam nicht mehr dazu, dass sie alle beim Nannen-Preis auf die Bühne mussten, auch den Nannen-Preis gab es nicht mehr, und sechs oder sieben von den 25 hatten Selbstmord begangen, hieß es jedenfalls in "Hast du schon gehört?"-Geschichten, wenn man zufällig jemanden von früher traf, man erfuhr nicht, um wen es sich handelte, konnte es sich ja auch nicht mehr googlen, aber man erzählte die Geschichten weiter, die alle davon berichteten, dass jemand nicht mehr konnte, keine Lust mehr hatte, keinen Sinn mehr sah, überprüfen konnte man das nicht,

  2. andere begannen, in die Wälder zu gehen und sich dort Hütten zu bauen, Atemwolken in der Herbstluft, Vogelflug: gar nicht so schlecht,

  1. oder in den Hotels, deren Besitzer verschwunden waren, Zimmer zu okkupieren, die Suite hoch oben im Arabella mit der überlebensgroßen Affenskulptur, die einem das Gefühl gab, sie könnte einem beim Vögeln zusehen, komm, wir drehen sie einfach um, manchmal Euphorieschübe, jemand warf einen funktionslos gewordenen Fernseher aus dem Fenster, das Mimikryglück, endlich auch einmal ein Hotelzimmer verwüsten zu können, wie ein Rockstar, die 60plusser waren ja mit Geschichten aufgewachsen, in denen die Brüder Gallagher austickten, Plastercastermädchen Abdrücke nahmen und ähnliches, es hatte immer dermaßen scheißdrauf geklungen, dass man sich nicht die Mühe geben wollte, nachzusehen, ob es das jemals wirklich gegeben hatte,

  2. Sahnejoghurt, sagte ich, weil ich gerade diesen Sahnejoghurtjibber hatte, war über mich gekommen, obwohl ich, wenns hochkam, nur zwei oder drei Mal im Jahr Sahnejoghurt gegessen hatte (gekauft öfter, so wie ich immer mehr Essen gekauft als gegessen hatte, vergaß es im Kühlschrank, bis er so voll war, dass ich ihn alle paar Wochen dann doch entmistete & alles wegwarf, was das Verfallsdatum überschritten hatte), jetzt aber entwickelte ich aus dem Stand Mundhungertheorien, damals hätte es Lebensmittel gegeben, die dazu da waren, den Mundhunger zu beheben, im Unterschied zum Magenhunger, den Mundhunger im Grunde erst zu erzeugen, den man dann viel schmerzlicher spürte als den richtigen Hunger (& deswegen die Idiotie all der Idioten, die einem nahegelegt hatten, darauf zu achten, ob man wirklich noch Hunger hatte und in Wahrheit nicht längst schon pappsatt war, war immer nur der Magen, von dem sie sprachen, aber wenigstens gab es das jetzt nicht mehr),

  3. meine Antwort in diesem Fragespiel, das jetzt alle spielten: was man am meisten vermisste, ich würde mir gerne mal wieder die Beine rasieren, sagte jemand, oder diese Sekundenbruchteile voller Erleichterung über das Geräusch, das Geldautomaten machten, wenn sie die Scheine abzählten und in Richtung Ausgabeschlitz transportierten,

  4. oder: Hans-Werner Sinn, wieso denn den, fragte jemand, ich meine, sagte sie, nur so als Stellvertreter für all diese wahnwitzigen Gesichter, die man auf dem Fernseher anschnauzen konnte, Sloterdijk, sagte jemand, Manuela Schwesig, wer war das denn, ach egal, diese Sehnsucht, mal wieder Gesichter auf einem Fernseher anschreien zu können, zum Schluss waren sie ja alle schon HD und sie kamen einem näher als die Gesichter von Menschen, mit denen man schlief,

  5. wie bist du denn drauf, sagte dann jemand,

  6. und dann lachten alle,

  7. guck doch, die Vögel,

  8. ein paar Wochen lang noch Sheriffs, postierten sich, schauten grimmig, wenn jemand sich auf die Straße setzte, einfach so, Geht-doch-nicht-Blick, oder wenn eine Frau mit gleich fünf Handtaschen vorbeikam, brauchten länger, bis sie verstanden, dass es keine Autos mehr gab, die die Straßensitzer über den Haufen fahren konnten, und niemand mehr Wert darauf legte, nicht um Handtaschen bestohlen zu werden, sie taten einem leid in ihrer Unentspanntheit, tat ja nicht not, gab ja nirgendwo Verteilungsgemetzel, keine, die auf Mad Max machten, das war alles nur in den Apokalypsefilmen so gewesen ("ach, wenn ich nur einmal wieder Snake sehen könnte") und in den Fantasien der Menschenkenner ("Evolutionspsychologen", sagtest du, "hab ich auch immer angebrüllt, wenn einer im Fernsehen auftauchte", "was hast du dir denn alles reingezogen", lachte dann jemand),

  9. und in manchen noch ziehender Schmerz, weil sie, zu Recht oder nicht, davon überzeugt waren, knapp vor dem Durchbruch gewesen zu sein, hatte schon, zum Beispiel, das Flugticket nach Klagenfurt (Klagenfurt? - So ein Literaturwettberb, sagt dir jetzt nichts…), und dann eben kein Klagenfurt mehr, man wusste nicht einmal, ob es Klagenfurt überhaupt noch gab, wahrscheinlich, aber wie konnte man sich dessen sicher sein?, &

  10. jemand sagte: "manchmal stelle ich mir vor, dass es alle Internetseiten noch gibt, irgendwo, alle, können doch nicht verschwunden sein, bloß weil man sie nicht sieht", Nostalgie eben, erzählten einander, was die letzte Internetseite gewesen war, die wir gelesen hatten, bei ihm: die Geschichte eines schwedischen ("glaube ich") Forschers, der seiner Frau die Lippen abgeschnitten hatte, damit sie nie wieder einen anderen Mann küssen konnte, und sie ("stand da wirklich") verschlang, um sicherzustellen, dass man sie seiner Frau auch nicht wieder annähen konnte, oh Gott, erzähl' mir doch so etwas nicht, ich muss doch immer von so etwas träumen, &

  11. Raves auf Waldlichtungen, Leute, die sich Villalobos-Beats gemerkt hatten, tiny little loops, und sie ohne Strom reproduzierten, irgendwann hatten sie es raus, wie das ging, schade, dass wir das nie aufnehmen konnten,

  12. trat einem Club bei, der sich Die Kevins nannte, keiner, der wirklich so hieß, ritzten sich alle KEVIN in den Oberarm, in Comic Sans, warum, fragte ich, "weil wir uns dafür schämen, mit welchem Scheiß wir uns früher hochgepumpt haben, um uns erhabener als andere zu fühlen, verstehst du vielleicht nicht, wollen uns einfach erinnern können, falls es jemals wieder losgeht, damit wir nie wieder die Arschlöcher werden, die wir gewesen sein müssen",

tbc


Donnerstag, 5. Juli 2012
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