In diesem gloriosen Sommer
In diesem gloriosen Sommer wird sie mir wieder und wieder das Herz brechen, wenn sie in der Badewanne ihre Taucherbrille braucht und dann so auftaucht:
ich ihr dabei zusehe, wie sie Rad fährt, endlich auf ihrem eigenen statt bei mir auf dem Kindersitz, für den sie schon viel zu groß ist, aber ich habs vergeigt, ihr das früher beizubringen in meinem Coronamelancholieherumsumpfen, und fährt jetzt los jeden Morgen und war so stolz, als Ella sich ihr Fahrrad ansah,
wenn sie, immer noch, tropsdem sagt statt trotzdem, weil ich weiß, das wird der letzte tropsdem-Sommer sein,
wenn sie sich aus Papier ein Handy bastelt, auf dem sie mich anruft, mit Spiele-Apps drauf, so wie sie sich alles, was sie gerade braucht, aus Papier baut, das Essen, das Eis, ein Haus, von allem, was es gibt, macht sie sich ihre eigenen Papierversionen, hier, sagt sie, ein Regenbogeneis, willst du, sagt sie, meinen Kalender sehen, und zeigt mir das Heft, das sie sich in der letzten Stunde zurechtgeschnitten und zusammengeklebt und mit Buchstaben vollgeschrieben hat,
wenn sie mir erzählt, dass Lady Bug ihrer Freundin jetzt erzählt hat, dass sie eine Superheldin ist
sie wissen will, wann sie endlich lesen kann, und ich will es ihr nicht zeigen, weil ich Angst habe, dass sie sich dann in der Schule fadisiert
sie mir die Drehscheibe zeigt, die sie in der Kita gebaut haben, die Lebensphase einer Raupe, da das Ei, sagt sie, da ist ein Kokon, sagt sie, da ist ein wunderschöner Zitronenfalter, und werd sie bitten, für mich auch so eine Scheibe mit ihrem Leben zu basteln, und liegt in meinem Arm und schaut sich auf meinem Iphone Fotos an, auf denen sie gerade erst geboren war
das ist der letzte Sommer, der so sein wird, denke ich dann manchmal, das letzte Mal in deinem Leben, jedenfalls 24/7, saug dich voll damit, damit wirst du bis zu deinem Tod auskommen müssen,
ach Hedi, sag ich, sag immer weiter tropsdem, kann ich ein Eis, sagt sie, na klar, sag ich und steh auf und hol ihr eins