vague.

Mittwoch, 6. Juli 2022

Going, going, gone.

Letzter Tag in der Grundschule, aus der Tür kommt ein Bündel von 23 SchülerInnen, alle heulen sie, bekomme ich später erzählt, die Lehrerinnen auch, eine sagt, es ist die erste Klasse, die ich verabschieden muss, ich bin in der Früh schon heulend aufgewacht.

Nie wieder wird es so sein, wie es in den letzten sechs Jahren gewesen ist, nie wieder diese Namen am Abendtisch, nie wieder diese Nachmittagsmädchen.

Ab Herbst andere Namen, andere Mädchen, irgendwann auch Jungs, aber nicht mehr die aus den letzten sechs Jahren, und gleich heule ich auch. Das ist doch erst vor zehn Minuten gewesen, dass wir ihr dabei zugesehen haben, wie sie nach vorne gerufen wurde, zu ihrer Klasse, den Walen, mit ihrem ersten Schulranzen am Rücken und ihrer Schultüte und Salut, ihrem Teddybären, der die ersten zwei Jahre jeden Tag mitmusste, und der so hieß, weil sie ihn in Paris gefunden hatte, im Hinausgehen aus einem Gap, verrückt, dass ich das immer noch weiß. Und wie sie dann von ihrer Lehrerin begleitet mit den Walen in ihre Walklasse abzog und wir Eltern auf dem Schulhof auf sie warteten.

Ich bin so glücklich, dass es in diesen letzten sechs Jahren so gewesen ist, wie es war, aus anderen Klassen und Schulen hörten wir immer wieder Geschichten, bei denen man schon vom Zuhören Beklemmungen bekam, aber nicht von den Walen und aus dem Hofgarten, hin und wieder ein paar Tage Krach, hin und wieder seltsame Hausaufgaben und Tests, aber nichts, was sich nicht von selbst wieder auflöste. Lehrerinnen, die die Kinder mochten. Und von ihnen zurückgemocht werden, auch die spröderen, nach einiger Zeit stellte sich immer heraus, dass sie so spröde gar nicht waren. Diese seltsame Coronazeit , in der sich nach einigen Wochen dann doch alles gefangen hatte und die Kids virtuos ihre eigenen Zoom-Calls und Team-Chats anfingen, und TikTokten natürlich, noch virtuoser, manchmal dachte ich bei den Videos: was für irre Montagen!

Die Freundinnen. Und dass sie alle welche waren, nicht alle BFFs natürlich, aber Freundinnen, keine ausgeschlossen, ich glaube, von den Mädchen bei ihr in der Klasse war irgendwann jede mal bei uns, keine Zickereien, die länger als zwei, drei Tage dauerten. Die Jungs, von denen keiner auf harten Brudi machte.

Wie sie irgendwann in diesem Jahr sich dafür entschied, nur noch vegetarisch zu essen, weil sie bei einem der Vorträge in ihrer Klasse ein Video sah, in dem Tiere getötet wurden, ging danach nicht mehr, aber kein Drama, sie erzählte es halt. Wie schön das immer war, wenn die Nachmittagsmädchen da waren, in ihrem Zimmer, Choreos üben, GeWi lernen, an Vorträgen arbeiten, JustDance-Wettbewerbe, reden, kichern, lachen. Wie groß sie geworden ist. Wie überhaupt nicht mehr schüchtern sie ist, es kommt mir seltsam vor, dass sie es je war. Wie unglaublich versiert sie in dieser Zeit geworden ist, in allem, dieser Flow in den letzten anderthalb Jahren, in denen es plötzlich darum ging, Notenschnitte zu reissen, mit denen man sich das Gymi aussuchen kann, und es machte ihr zwar Mühe, manchmal all den Kram, den man sofort zu Recht wieder vergisst, zu lernen, aber es machte ihr nicht die geringste Mühe, ihn bis zu den Tests nicht zu vergessen, irgendwann machte ihr ziemlich alles sogar Spaß, warum auch immer, aber noch besser war sie noch im Größerwerden, Stärkerwerden.

Und jetzt ist das vorbei. Es wird etwas anderes kommen. Aber das jetzt ist vorbei. Gleich heul ich auch.

Sie sind nicht angemeldet