vague.

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In einem Jahr oder so, vielleicht aber dauert es auch länger, wenn der Krieg in der Ukraine zu Ende gegangen sein wird, wird man sich ihn immer noch ansehen können. Seine größten Momente, die entscheidenden Hits, Karten, auf denen man die Zeit mit einem Regler verschieben und zusehen kann, wie das von den Russen eroberte Territorium zuerst wächst und dann wieder schrumpft, Ein- und Ausatmen, Verschlingen und Erbrechen. Die Videos, die jetzt auf Twitter durchrauschen und nach dem Krieg vielleicht in den Rückblicken auftauchen werden, zeigen Geschosse, die präzise in Panzerluken einschlagen, vom Verteidigungsministerium der Ukraine oder jemandem, der sich so nennt, zusammen mit der Frage veröffentlicht, ob man schon einmal beim Darts-Spielen genau ins Bullseye getroffen habe. Schau wie sie rennen rennen rennen. Schau hin, wie der Russe in seinem Panzer, der ihm nichts geholfen hat, abhauen will, ohne sich an irgendein Speed Limit zu halten. Bis ein Präzisionsgeschoss das Bullseye trifft.

Die Menschen, die eben noch Experten für Omikron-Mutationen waren, sind in kürzester Zeit zu Experten für Waffensysteme, Pipelines, Methoden der Übergewinnabschöpfung geworden. Wenn das so weitergeht, und warum sollte es nicht so weitergehen, werden sie am Ende ihres Lebens ein imponierendes studium generale absolviert haben, perfekt für Quizsendungen im Fernsehen, bei denen lauter Alte wie sie zusehen und fluchen, sobald jemand den Gepard mit dem Leoparden verwechselt und die Omikron-Mutationen nicht vollständig aufzählen kann. Of course wird es das Fernsehen in der Zukunft noch geben. Alles kommt zurück, die Richterin Salesch, im November die Teletubbies, Fioruccifarben, und vielleicht schreibt mal jemand eine App, durch die sich eine Handykamera irgendwie wie eine Spiegelreflex anfühlt oder so.

Sobald man lange genug auf der Welt gewesen ist, weiß man, wie sie weitergehen wird. Das ist nicht das Schlimmste an ihr. Aber es ist schlimm genug.

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