18. Halt dich an keiner Liebe fest.
Trinke nichts oder sauf dich besinnungslos. Zieh dich abstoßend an. Keine Rauke. Bring sie zum Lachen, falls sie hässliche Zähne hat, lass sie singen, wenn sie nicht singen kann. Wenn du mit ihr schläfst, vögle kurz davor mit einer anderen, damit du nicht so beeindruckt von ihr bist. Lass das Fenster offen, lass Licht herein, damit du siehst, dass ihr Körper es nicht bringt, ermuntere sie zu Positionen, in denen sie abstoßend aussieht, wenn du fertig bist und keine Begierde mehr in dir rumort, studiere ihren Körper genau, dann wird dir auffallen, dass er nichts hat, um Begierden zu erwecken. Falls auch das nicht hilft: schau dir an, was aus ihr läuft, wenn sie danach wieder aufsteht, schau ihr heimlich zu, wie sie am Pott sitzt. ¶ Das alles sind Ratschläge in Ovids Heilmittel gegen die Liebe, ein Programm, sich von einem Gefühl zu befreien, das einem unangenehm ist, gar umbringen könnte. Sehr seltsamer Text, denkt man beim Lesen. Der einem noch seltsamer vorkommt, sobald einem aufgeht, dass eine bestimmte Art von Ratschlägen nicht vorkommt. Ovid sagt nicht: Sprich mit ihr, frag' sie nach ihren Gedanken, nach ihren Lieblingsfilmen, ihrem Sternzeichen, wen sie wählt, so in der Art. An keiner Stelle kann er sich vorstellen, dass die Person, von der man sich entlieben will, eine ist, die einem das Entlieben erleichtern könnte.