"Ich, wie ich heimlich Porträts zeichne".
Visual Diary: 90 Seiten, auf jeder vier quadratische Rahmen, in die man zeichnen kann, auf der Hälfte der Seiten schon mit Bildunterschriften. Es ist das schönste Buch seit langem, vielleicht auch, wenn ich gar nichts in die Kästen zeichne, weil die Zeichnungen dann imaginär bleiben, wahrscheinlich eher wegen der Bildunterschriften: „Tiere, die ich heute gegessen habe“ steht da beispielsweise links oben, daneben „Tiere, die ich heute gesehen habe“, in der Zeile darunter „Tiere, die ich heute berührt habe“ und „Tiere, die mich heute gesehen haben“. Sofort rumort einiges los im Bewusstsein: Welche Gefühle hat man, wenn man das Tier zeichnet, dessen Speck man verschlungen hat, was sagt es über sein Leben aus, wenn man kaum je Tiere berührt, warum denke ich sonst nie darüber nach, welche Tiere mich sehen, wie sie mich sehen, was ihnen durch ihre Tiergehirne puckert, wenn sie mich sehen? So geht das dahin in diesem Tagebuch, das einem freundlicherweise keine Chronologie vorschreibt, man kann mittendrin anfangen und irgendwo anders weitermachen, „Grünes, heute gesehen“ wird einem vorgeschlagen, „Interessante Haustüren, heute dran vorbeigegangen“ oder „8:48 Uhr“, „13:25 Uhr“, „16:57“ Uhr, „21:39 Uhr“.
Verfasst hat das Visual Diary Ferdinand Lutz, Autor, Zeichner, Verleger und Mitherausgeber eines Comic-Magazins für Kinder.
& wenn ich schon dabei bin: die Meisterwerke der Kritzelei!