14. Geht.
Was kann schwer daran sein, ein Kind glücklich, freundlich, schlau, weltliebend zu machen? Du fütterst es, trägst es herum, zeigst ihm die Gegend. Du erzählst ihm Geschichten, schenkst ihm Tiersimulationen, krabbelst mit ihm los. Du gehst mit ihm Runden. Du lässt es alles tun, nur nichts, wodurch es sich verletzen könnte. Du lässt es in den Brei patschen. Du lachst mit ihm. Du spielst mit ihm verstecken, fangen. Und lässt dich finden und erwischen. Du nimmst es mit, überall hin. Du bist freundlich zu seiner Mutter, du bist freundlich zu den Menschen. Du spielst ihm Mahler, Miles Davis, Jonathan Richman, Steve Reich und Sylvia's Mother vor. Du tanzt mit ihm. Du gibst ihm alles, was dir gehört, auch dein iPhone, deinen Laptop, all deine Bücher. Du lässt es aus deinen Büchern Seiten reißen. Du legst es dir auf den Bauch. Du summst es in den Schlaf. Du knuddelst es. Du redest mit ihm, immer, du erzählst ihm alles. Du schaust ihm in die Augen. Du bist freundlich zu ihm. Du lässt es alles anfassen. Du lässt es von deinem Essen kosten, es sei denn, es wäre zu stark gewürzt. Du bist sein Bett, sein Sherpa, sein Badeknecht, sein Koch, sein Kammerdiener, sein Freund, sein Komplize, sein Spiegel, sein Krankenbruder, sein Schiff, sein Bodyguard, sein Quartiermacher, sein Vorbeter. Das alles ist leichter als alles andere, was du bisher getan hast. Es ist leichter, als den Staat zu ertragen, die FDP zu akzeptieren, sich durchs Fernsehprogramm zu zappen, originell zu sein oder die Welt zu verbessern. Es ist das Einfachste auf der Welt.