13. Unsterblich.
Was willst du? Unsterblichkeit, sagte ich. Bescheuert, sagte er, nimm doch eine Million oder zwei. Weil du nicht liefern kannst, sagte ich. Wirst schon sehen, was du davon hast. Irgendwann begannen sie, meinesgleichen [ich nehme an, es gab mehr Deppen wie mich] Gott zu nennen. Dabei war ich’s gar nicht. Aber ich konnte ja nichts sagen. Auch so eine Lehre aus zwölf Jahrhunderten. Oder wie viele es waren, war mir ja egal. Manchmal rechnete ich sie herunter, damit es mir nicht so lang vorkam. Na ja. Am meisten hat mich immer gereizt, dass sie dachten, die Unsterblichkeit wäre weit weg. Und käme erst am Ende aller Tage, wenn sie es sich verdient hatten. Leute, wenn ihr wüsstet. Ich war immer da, aber nie für lange. Ich war ein Mann, der wieder verschwand. In den Krieg zog, auswanderte, die Stadt wechselte, ohne Nachsendeadresse, das wenigstens wurde mit der Zeit leichter. Ich konnte ja nicht gut sagen, hör mal, ich bin unsterblich, ich bleib jetzt 27, während dein Körper verrottet, in Wahrheit bin ich 1800 Jahre alt (oder wie viele es waren). Mein Körper, der sich nicht in Falten legte, immer auf Zack war, die perfekte Maschine. Manchmal hatte ich Lust, acht Wochen nichts zu essen. Oder in ein Schwert zu rennen. Oder mich in eine Galgenschlinge zu hängen. Und dennoch nicht zu sterben. Aber ich habe ihr nie nachgegeben. War mir zu blöd, ich hatte genug Probleme. Begann ich, die Sterber zu verachten? Ich glaube, shame on me. Mein Langzeitgedächtnis war phänomenal. Es ging immer fünf, sieben Jahre gut, im Schnitt. Ein paar Mal blieb ich länger. Aber es war idiotisch, ein paar tausendmal geliebt, hunderttausendmal gevögelt zu haben. Tiefer als ich konnte man nicht sinken.