9. No Riot Goin' On.
- "There’s A Riot Goin’ On", das fünfte Album von Sly & the Family Stone. Die Familie ist schon dysfunktional, knapp vor dem Auseinanderbrechen. Larry Williams und Sly Stone haben sich verkracht, Sly Stones Bruder Freddie will lieber mit Williams weitermachen. Sly Stone selbst schaufelt sich wie verrückt Drogen rein (ist immer mit einem Geigenkasten voller Stoff unterwegs). Auf "Riot" hatte Epic lange gedrängt, in den zwei Jahren zuvor war nur eine Single erschienen, kein gutes Geschäft mit einer Band, die bei Woodstock so erfolgreich gewesen war. Doch Woodstock war kein Anfang, sondern schon ein Ende gewesen, der letzte Augenblick, in dem die Alternative Nation-Illusion funktionieren konnte, dieses Sly-Programm, dass Schwarze & Weiße, Frauen & Männer im selben Stamm, derselben Family sein können, ein Zusammenhang, in dem das Identitäre und das territorial pissing überwunden waren. [Sly selbst hat diese Idee nicht mehr aufgegeben, auf Fresh singt er zum Beispiel Doris Days "Que Sera", ohne den Text, in dem eine Frau über ihr Leben berichtet, zu verändern: "When I was a little girl, I asked my mother..."]. Black Panther hatten gefordert, die Weißbrote aus der Band zu werfen, die Weißbrote (nicht jene in der Band) bauten sich ihr schönes Mittelschichtleben auf, die Schwarzen waren im Ghetto oder durften nach Vietnam. ¶ Wenn man "There's A Riot Goin' On" anhört, fliegt einem ziemlich viel Wirklichkeit um die Ohren, Greil Marcus hat es gut beschrieben mit dem Satz, es handle sich um Muzak mit dem Finger am Abzug. Viele Overdubs, Lyrics, die man nur schwer versteht, pessimistisches Zungenreden über die Zustände in den Städten, Drogenjodeln und all so was, sehr hermetisch, löst sich nicht wirklich auf. ¶ Das sechste und letzte Stück auf der ersten Seite heißt wie das ganze Album "There's a Riot Goin' On" und hat eine Länge von 0:00. Auf Apples iTunes-Store kann man zwei Versionen dieses Stücks kaufen, die eine dauert 3, die andere 4 Sekunden. Beide kosten 99 Cents. ¶ Sly Stone lebt, der New York Post zufolge, in einem Camper & sagt, dass er Hunderte von Songs auf seinen Tonbändern hat.