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Nach ein paar hundert Tagen, drei Impfungen, mehreren Lockdowns für die Kinder, abgesagten Sommerreisen und Geburtstagspartys, ermüdend vielen Artikeln über Inzidenzen und immunologische Lagen, nach Lagerkollern, Sehnsüchten nach vollen Bars, lauten Restaurants und Gedrängen, bekam ich es dann auch. Es war ein milder Verlauf; anderthalb Tage heftige Kopfschmerzen, Husten, ein wenig Schnupfen, Abgespanntheit, Matschigkeit. Acht Tage lang ein immer unscheinbarer werdender zweiter Strich auf dem Test.
Das schlimmste Symptom: Überdruss, fast schon aggressives Angeödetsein, schwer zu beschreiben, als wäre das alles keine Krankheit gewesen, die immerhin die Welt angehalten hat, um sie dann noch dümmer und unfreundlicher neuzustarten, als sie vor der Pandemie gewesen war. Sondern bloß eine Belästigung. Etwas Schales.
Nachdem ich die Impfungen bekommen hatte, es kommt mir mittlerweile vor, als wäre es im letzten Jahrhundert gewesen, bin ich dankbar und euphorisch gewesen, jemand, der sich darüber freute, dass man einen ehemaligen Flughafen in ein paar Tagen zu einem Impfzentrum umgebaut hatte, mit freundlichen Brudis, die den alten Menschen in der Warteschlange zuvorkommend Campingstühle ausklappten, und coolen Ärztinnen, die nach ihren Krankenhausschichten noch ein paar Stunden in Arme stachen; ich feierte es, dass die Wissenschaft innerhalb weniger Monate einen Schutz gegen den Virus gefunden hatte, war regelrecht besoffen vor Glück und Dankbarkeit darüber, dass es Ärzte gab, die lange vor den Stiko-Empfehlungen auch Vierjährige immunisierten, oder wie Menschen ("wir") miteinander umgehen konnten.
Jetzt: nur noch verkatert. Sehr seltsam.