101 Dschihad.
Miliz ehemaliger Fahrschüler aus Gallneukirchen, Freistadt oder Hellmonsödt, die auf das Erscheinen der Revolution warteten, hatten jahrelang jeden Morgen um halbsechs, sechs im Postautobus oder in der Mühlkreisbahn gesessen, ab acht Ablative, die Stauffer, Sinus Cosinus Tangens und Brechtinterpretationen, kamen nicht mit, wenn wir nach der Schule auf den Schloßberg gingen, Doppler austranken, knutschten, über Pink Floyd, Velvet Underground und im Ungefähren herum redeten, während sie wieder in den Bussen und Bahnen nach Gallneukirchen, Hellmonsödt, Freistadt saßen, unauffällige Einsamkeitsexistenzen, bis sie mit 16, 17 in der Stadt Zimmer nehmen konnten und der Kommunismus mit ihnen zu sprechen begann, dem Katholischen ähnlich, das sie kannten, Versammlungen der Gläubigen zu unpassenden Zeiten, Schriften, Beschwörung des Kommenden Reiches, Demut und Beichte a.k.a. Selbstkritik nach Momenten der Schwäche, ihre Bereitschaft, während wir noch frühstückten, irgendwo zu stehen und an jedem Zweifel vorbei die Botschaft zu verteilen, Flugblätter, in denen Fortschritte bilanziert wurden, Sammlungen für die Genossen in Zimbabwe, mit ihnen solidarisch vereint im Kampf gegen Revisionismus, Imperialismus & Sozialimperialismus, unempfindlich jedem Spott und jeder Herablassung gegenüber, der Preis, den sie für das Paradies bezahlten, das nur noch ein paar Jahre entfernt lag, falls sie nicht nachließen, unausweichlich einerseits, andererseits nur durch ihre Anstrengung und Unterwerfung (soumission) möglich. Saßen in einer geräumigen Wohnung am Taubenmarkt, lernten Lohn, Preis, fallende Profitraten, die neuen Generallinien, in ihren geflickten Pullovern, zu müde, um einfach aufzustehen und wegzugehen und endlich irgendwo zu verkommen, Kampuchea, die Viererbande, Zwentendorf ließen sie nicht los, sahen sich im Wirtshaus an der Eisenbahnerbrücke den Film über die Erschließung der Erdölfelder von Daqing an, bei der Wang Xixi, seine Krücken wegwerfend, sich in die Grube von Quelle 2589 geworfen hatte, um mit seinem Körper den Zement zu verteilen, der sie abdichten sollte, sein Schmerz ein Zeichen im Kampf gegen Imperialismus, Revisionismus & Sozialimperialismus, hatten sich entschieden, zum Bundesheer zu gehen statt wie wir zum Zivildienst, um für den Fall, dass die Revolution ausbräche, Soldatenräte zu organisieren, bis dahin durchaus einverständig mit der Bundesheerführung gegen die Armeen der Neuen Zaren jenseits der tschechischen Grenze, wollten sogar Carmens Vater anagitieren, Mathematiker, der im Prager Frühling einen einzigen Tag lang im ZK Dubceks gesessen hatte, der aber winkte nur angewidert ab, besprachen vorsorglich Lager und Genickschüsse für jene, deren Umerziehung nicht gelang, sagten, dass die Revolution kein Gastmahl, kein Aufsatzschreiben, kein Bildermalen oder Deckchensticken ist, verliefen sich aber nach ein paar Jahren wieder zurück ins Zähe, wurden Ärzte, Lehrer, Bankangestellte, der eine oder andere Ausfall, Pegeltrinker, Tumor, Bankrott und Unterhaltskrieg, übliches Leben, als hätten sie nie miteinander in Räumen gesessen und besprochen, wer aus dem Weg geräumt werden müsste.